Family, Life

Danke Mama!

Heute jährt sich der Todestag meiner Mutter zum dritten Mal. Die letzten beiden Jahre bin ich mit meinem Vater und den Kindern (also erst nur mit Kind Nummer Eins, dann mit beiden) an die See gefahren. Erstens weil meine Mutter das Meer so geliebt hat und zweitens um einfach aus der Schußlinie zu sein. Das wirklich Letzte, was ich brauche, ist an dem Tag auch noch am Grab zu stehen, wenn die halbe Heimatkleinstadt Blumen niederlegt.

Dieses Jahr hatte ich mich entschlossen, hier zu bleiben und mit einer sehr guten Freundin (der ich gar nicht genug danken kann) zum Mütter-Gedenk-Shopping zu gehen. Meine Mutter hat es geliebt, durch ein schönes Einkaufszentrum zu schlendern und Kleidung zu kaufen, sich in einem Café auszuruhen oder einfach die Leute zu beobachten. Sicher ist es nicht die herkömmlichste Art, einen solchen Tag zu begehen – aber wem würde es helfen, sich den Tag über zu vergraben?

Also bin ich gegen 10 Uhr ins Alexa um mich im dortigen Starbucks mit meiner Freundin zu treffen. Ich war ein wenig früh, also holte ich mir schon mal einen Kaffee und kam ein wenig mit dem sehr netten, sehr jungen Angestellten ins Gespräch – über das Wetter, Espresso und Amerika. Als ich es mir wenig später auf einem der Sessel mit meinem Iced Hazelnut Latte und meinem Buch gemütlich machte, kam er kurz zu mir, legte mir einen Gutschein für einen Espresso auf den Tisch mit den Worten

„Bitteschön, für Sie, weil wir uns so nett unterhalten haben“

Boy, you made my day! An einem solchen Tag, an dem ich mich eigentlich nur heulend in der Ecke verkriechen wollen würde, sind solche Gesten nicht mit Gold aufzuwiegen.

Und eigentlich ging der ganze Tag so weiter – ich habe mich mit meiner Freundin über Eltern im Allgemeinen und im Besonderen unterhalten, wir haben gefunden was wir suchten, wir waren im Foodcourt, haben unser Essen geteilt und Leute beobachtet und irgendwann bekam ich eine SMS vom Nicht-Bier-trinkenden Autor, daß er mir extra Beck´s Ice kalt gestellt hat, damit ich mich damit zuhause auf die Terasse setzen und relaxen kann.

Ich habe an diesem Tag nicht getrauert – es ist einer der wenigen in den vergangenen drei Jahren, an denen ich genau das nicht getan habe. Ich habe sehr viel an meine Mutter gedacht, ja. Aber nicht an das Ende – sondern an die 35 Jahre vorher. Nicht daran, daß sie nicht mehr bei mir ist und sovieles, daß mir so wichtig ist nicht mehr mitbekommt – sondern daran, was wir alles miteinander erlebt haben. Und ich habe nicht an die unausfüllbare Lücke gedacht, die sie hinterlassen hat – sondern an das, was sie mir alles mitgegeben hat.

Das Leben ist schön – und ich bin mir sehr sicher, daß meine Mutter heute die Finger im Spiel gehabt hat, um mir genau das zu zeigen.

Standard