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Von Trump lernen

Es ist jetzt knapp 24 Stunden und drei Gin and Tonic her, dass klar ist, dass in den USA ein unberechenbarer, populistischer und politisch nicht ganz korrekter Mensch neuer Präsident geworden ist. Mein Handy steht nicht mehr still, wo ich gehe und stehe werde ich (selbst von Viertklässlern) drauf angesprochen und mein 10jähriger Sohn bombardiert mich mit Fragen, ob seine Mutter jetzt überhaupt noch mit in die USA darf, wo Trump das doch verbieten will. Jede Unterhaltung, die man über das Thema hat, beinhaltet früher oder später immer wieder die implizierte Feststellungsfrage

„Sind die Amis denn alle so dumm?“

Nein. Sind sie nicht. Sie haben es nur satt. Sie haben es satt, dass ihr Bildungssystem immer weiter zerbröckelt und ihre Kinder, so sie nicht auf einer privaten Schule sind, eine gute Chance haben eine sehr schlechte Schulbildung zu genießen. Leider steigt gleichzeitig die Arbeitslosenquote in den USA unter den Schlechtqualifizierten immer weiter. Universitäten kann sich dafür kein Mensch mehr leisten, die Schulden ersticken die Menschen. Die Lebenshaltungskosten (gerade auch die Lebensmittelkosten) steigen rasant. Niemals in der Geschichte der USA haben so wenige soviel besessen und umgekehrt. Spätestens seit der Bush-Wahl vor 12 Jahren geht ein Riss durch die Bevölkerung, der niemals wirklich gekittet wurde.

Und die Politik hat nicht nur nichts getan. Viel schlimmer ist, dass sie keinerlei Idee hatte, was die Menschen wirklich bewegt. Trump wurde nicht gewählt, weil irgendjemand glaubt, dass er eine Mauer auf Kosten der Mexikaner baut. Das war nur ein Synonym dafür, dass sie sich von der Politik nicht ernst genommen fühlen. Dass das System korrupt ist. Dass mit Wirtschaftsbossen und Lobbyisten gekungelt wird. Trump selbst sagte in einer der vielen Wahlkampfreden, dass er auf der Seite der Wirtschaft war und *er* sehr gut aus der Wirtschaftskrise rauskam. Im Gegensatz zu sehr, sehr vielen normal sterblichen Amerikanern.

Wenn das Ergebnis ein Gutes hat für die Amerikaner, dann doch, dass deren Demokratie lebt. Neben einigen anderen Faktoren wie der Besetzung des Supreme Courts und dessen weitreichenden Folgen und der Kongressbesetzung hat eine Sache eine Rolle gespielt: Es ist jemand gewählt worden, den die gesamte politische Kaste und auch die Wirtschaft nicht haben wollte. Den die Journaille nicht wollte. Der nur ein Bruchteil der Gelder verbraucht hat als die meisten anderen Kandidaten. Der wesentlich weniger Prominenz als Unterstützung hatte. Wenn man so will, ist er der auf die Politik übertragene Traum vom Tellerwäscher. Nur, dass dieser Tellerwäscher halt vorher schon sehr reich war. Aber das Volk hat gezeigt – bis hierhin und nicht weiter. Im Prinzip ist nicht er gewählt sondern es sind alle anderen abgewählt worden.

Bevor die Trolls jetzt über mich herfallen – ich würde jeden Menschen aus meinem Umfeld am liebsten verbannen, von dem ich wüßte, dass er oder sie Trump gewählt hat. Schon alleine, weil ich seine Sicht auf Menschen entwürdigend finde – nicht nur die auf Frauen und alleine deswegen ist er ein absolutes No-Go. Ich befürchte, er wird all die Probleme, die die USA haben, verstärken. Denn auch er wird in Washington mit seinen Strukturen nichts ändern. Nur wird ein Narzisst wie er das nicht still ertragen. Ich will mir gar nicht ausmalen, was dann passiert in einem Volk, in dem ein sehr großer Teil bewaffnet ist, nicht unbedingt jeder mit seiner Waffe umgehen kann und das von einem Präsidenten aufgeputscht wird, der sehr gut im Gift verspritzen ist. Nur, ich kann es nicht ändern.

Was ich aber ändern kann, ist das, was wir hier haben. Das Netz ist voll von Sinnsprüchen wie

„Meckert nicht über die dämlichen Amis. Nächstes Jahr ist Bundestagswahl.“

Sprüche dieser Art enthalten viel Wahrheit – wenn man sich bei den Landtagswahlen umschaut, dann wird mir Angst und Bange. Wobei das Schlimmste dabei nicht ist, dass es so viele Menschen gibt, die extrem wählen wollen, sondern dass es hier die gleiche Tendenz der politischen und leider auch journalistischen Kaste gibt wie in den USA – ein Großteil von ihnen lebt in einem Wolkenkuckucksheim und hat schlicht keine Ahnung, was die Menschen bewegt. Die jetzige US-Wahl sollte allen Verantwortlichen eine Warnung sein, mehr auf die Menschen zuzugehen  – im Sinne von ihnen zuzuhören, sie ernst nehmen. Ja, auf alle, und ja, auch wenn es schwer fällt, jedes noch so dämliche Argument zu entkräften. Lösungsvorschläge zu unterbreiten, die machbar und sinnvoll sind. Mehr daran zu arbeiten, dass niemand zurückgelassen wird – und in bestimmten Landstrichen Deutschlands sind sehr viele zurückgelassen worden, die sich jetzt leider den Falschen zuwenden.

Aber es bedeutet auch, nicht aufzugeben. Ich habe mich selbst dabei ertappt, mir zu überlegen, wie um alles in der Welt ich eine unverfängliche Konversation hinbekommen soll, wenn ich auf Menschen treffe, von denen ich weiß, dass sie am rechten Rand des Spektrums stehen. Weil ich eine Party nicht sprengen wollte und/oder weil ich dachte, dass die Meinungen eh festgefahren sind. Ganz falsch. Ab jetzt wird zurück geredet. Mit Fakten. Das alleine wird niemanden zum Umdenken bewegen, aber vielleicht werden Zweifel an der dieser Ideologie gepflanzt. Das ist das, was ich tun kann.

Darüber hinaus kann man nur noch beten, dass die deutsche Politik und andere Entscheidungsträger aus dem lernen, was gerade über dem Teich passiert ist und dass sie endlich mal den Arsch hochkriegen. Man wird ja noch hoffen dürfen.

Ich verrücktes Ding, ich.

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Teig 1, Teenagerbefindlichkeiten 0

Dreizehn ist ein seltsames Alter – es ist weder so richtig Hüh noch ist es richtig Hott. Beispiel vorhin. Kind Nummer Eins hat Besuch von einer Freundin. Man hört sie ganz voguemäßig und weltgewandt reden:

„Und dann hab ich mir gedacht, wir probieren das Make-up heute aus, ich hab dieses neue Contouring-Set bekommen.“ Mutter von Kind Nummer Eins steht mit zwei Teiglöffeln durch die Luft wedelnd in der Tür und zieht die Augenbrauen hoch.

„Make-up?“

„Ja, klar wir….Teig? Hast Du Cookie Dough? Dürfen wir die Schüssel auslecken? Biiiiiiiittttteeee!“ Zwei Kind Teenageraugenpaare betteln mich an.

Wenn es weiter nichts ist.

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12 von 12 im Oktober

Nach langer Zeit mal wieder mein 12 von 12 – dieses Mal ganz im Zeichen von diversen Umbauten.

Mehr 12 von 12 gibt es wie immer bei Caro.

 

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Der Apfel und so…

Es wäre dann soweit: Meine Tochter will heute mit mir auf ihren allerersten Gothik-Markt und überlegt schon seit Tagen, was sie denn anziehen wird. Keine Ahnung, woher sie diese Obsession auf Schwarz hat. Nur weil ich in meinen frühen Zwanzigern in Teilen der schwarzen Szene rumgehangen habe, muß das Kind doch nicht auch schwere Ketten um den Hals haben und das toll finden.

Die 13jährige hat im übrigen schon blauere Haare als ich sie je hatte, was gestern bei den Eltern im biederen Sport des Volleyball lediglich für ein

„Und das wundert Dich bei der Mutter? Steht ihr.“ sowie ein Schulterzucken sorgte. Die Kinder haben es nicht leicht, wenn sie heutzutage protestieren wollen.

Wobei ich mich auch ernsthaft frage, ob sie das überhaupt will. Da sie mich stets nach Rat fragt, ob dieses oder jenes geht, ich auch für das Färben zuständig war (übrigens mit veganen, ungefährlichen Farben für das Kind unter 16),denke ich, dass sie gar nicht schocken will sondern es für sie wirklich ein Ausdruck Ihrer Persönlichkeit ist. So ganz ohne Rebellion und so.

In diesem Fall werde ich davon absehen, mir für heute nachmittag eine zartrosa Bluse mit olivfarbenem Rock und vernünfig, praktischen Schuhen irgendwo auszuleihen anzuziehen, nur um schwierig zu sein.

Wer will schon pubertärer sein, als sein eigenes Kind?

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Wenn die Scham zurück kommt

Ich habe mir ja abgewöhnt, mir dafür zu schämen Deutsche zu sein. Nicht für deutsche Touristen in Spanien – da bin ich mit Urlaubern aus etwa 7 anderen europäischen Ländern zum Schluss gekommen, dass das Niveau mit der Nähe zum Strand unabhängig zu Nationalität abnimmt. Nicht für unsere Griesgrämigkeit – denn die hat sich schon sehr gebessert. Und auch nicht für den typischen Bayern – jedes Volk hat schließlich sein Päckchen mit den seinigen zu tragen.

Man wird im Ausland auch sehr selten bis gar nicht angesprochen, was denn bei uns für ein Bullshit läuft. Eigentlich ist das genaue Gegenteil der Fall. Bis auf eine kleine Ausnahme, auf die ich seit Jahren in nunmehr jedem Land, in dem ich weilte, meist mit äußerster Ungläubigkeit angesprochen werde. Das ist der BER . Ich habe mich dran gewöhnt. Ich meine, wir verstehen es ja auch nicht, wie ein Land, das für seine Ingenieurskunst bekannt ist und für seine Präzision gefeiert wird, sich einen solchen Schandfleck in deutscher Baukunst leisten kann. Man hat sich dran gewöhnt, man lacht mit Freunden und Fremden darüber und hat immer einen netten Gesprächsaufhänger. Immerhin dazu taugt er, auch wenn man meinen könnte, er habe dafür vielleicht ein wenig viel gekostet.

Aber jetzt geht es doch ein wenig ins Bizarre. Es wird nicht nur der Eröffnungstermin verschoben – nein, das kann ja jeder und es wird langsam alt. Jetzt wird auch noch der Termin verschoben an dem der Eröffnungstermin verschoben werden soll. Mit der Begründung, dass es international üblich ist, die Eröffnung von Flughäfen erst sechs Monate im voraus bekannt zu geben. Ah. Man möge mich korrigieren, wenn ich falsch liege, aber international ist es auch üblich, Flughäfen irgendwann mal in Betrieb zu nehmen.

Gibt es eigentlich einen deutschen Ausdruck für epic fail? Es wird an der Zeit dafür, glaub ich.

 

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Das langsame Sterben

Wo wir noch bei „Fortschritten der Menschheit“ im letzten Beitrag waren, flattert doch das Ergebnis der Wahl in MeckPomm über die Bildschirme, über 20% für die AfD. Viel ist seitdem über das Warum, das Weshalb und vor allem über die verschiedenen potentiellen Schuldigen geredet worden. Da reihe ich mich nicht mehr mit ein, jeder der mich und meinen Blog kennt, kennt meine politische Haltung zu den rechten Sumpfgebieten der Politik.

Ich frage mich nur, ob diese knapp 21% wirklich zu ende gedacht haben, was sie da angestellt haben. Beispielsweise hörte ich in einem Interview, dass sich Menschen – zu Recht – aufgeregt haben, dass es kaum noch Ärzte im äußersten Norden gibt und damit die gesundheitliche Versorgung nicht optimal ist. Sicherlich hat da auch die Politik versagt, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen. Gleiches gilt für Lehrer und damit eine optimale Bildungspolitik. Nur – glaubt irgendjemand, dass das jetzt, da die AfD im Landtag sitzt besser wird? Glaubt auch nur eine Seele, dass jetzt noch gut ausgebildete Menschen einen Gedanken daran verschwenden in eine Region zu ziehen, die so derart stigmatisiert ist? Die ihre Familien (und damit ihre Kinder) einer Umgebung aussetzen möchten, in der mit demokratischen Werten so lax umgegangen wird? Die Kinder von Menschen unterrichten wollen, deren Überzeugungen konträr zu dem geht, was man in seinem Eid geschworen hat? Ich denke eher nicht.

Es gibt den Terminus der „Selbsterfüllenden Prophezeiung“ – hier paßt es er wie die Faust aufs Auge. Protestwahl, weil es einem angeblich schlecht geht mit dem Ergebnis, dass es sein kann, dass es einem bald wirklich nicht mehr gut geht.

Das liegt durchaus im Bereich des Möglichen, denn so wunderschön die Ostseeküste ist, ich habe jetzt schon Stimmen von Leuten gehört, die dort, bei „denen“, keinen Urlaub mehr machen und ihnen Geld in den Rachen werfen wollen (nicht meine Worte). Fährt man eben nach Schleswig-Holstein, wenn es die Ostsee sein soll, geht auch. Ein Bundesland, dass nicht sehr viel mehr als den Tourismus hat, kann sich so eine Haltung beim Rest der Welt nicht leisten. Womit dann der Nordosten Deutschlands eine sehr reelle Chance hat auszubluten.

Ich finde es so unfassbar schade, kenne ich doch eine Menge Menschen, die dort leben und gegen die braune Brut ankämpfen. Die jetzt in Mitleidenschaft gezogen werden, weil es zu viele Menschen gibt, die ihren – durchaus berechtigten Frust – nicht in konstruktive sondern in destruktive Bahnen gelenkt haben. Denn egal was jetzt noch in der deutschen Politiklandschaft passiert – Mecklenburg-Vorpommern ist im restlichen Deutschland und darüber hinaus stigmatisiert.

Gut gemacht, ihr AfD- und Nicht-Wähler. Ich bin sehr gespannt, wann ihr nach einem höheren Länderausgleich schreit, weil der Tourismus einbricht und ihr noch weniger Geld in den Kassen habt. Wann ihr nach Zwangsversetzung von verbeamteten Lehrern eure Gebiete ruft. Wie ihr noch lauter lamentiert, weil es noch weniger Ärzte bei Euch gibt. Ich bin sehr sicher, dass das etwas ist, worunter alle Einwohner dieses Landes leiden werden. Doch das ist dann nicht die Schuld von Ausländern und Flüchtlingen. Das habt ihr ganz allein geschafft.

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Mit ganz ohne

Ich möchte so gerne glauben, dass die Menschheit Fortschritte gemacht hat, denn ich bin ein von Grund auf positiver Mensch. Und vielleicht ist es auch nur ein dummer Zufall, dass sich bestimmte Dinge häufen. Aber kann mir mal jemand erklären, wie es im Jahre des Herrn zweitausendundsechzehn sein kann, dass es nicht nur viele Schlagzeilen sondern auch aggressive Reaktionen darüber gibt, dass sich eine Frau sagt, sie schminke sich nicht mehr?

WTF?!

Die Sängerin Alicia Keys hat für sich beschlossen, sie will kein Make-up mehr tragen. Punkt. Oh, the horror. Die Medien stürzen sich auf sie, die sozialen Netzwerke brechen schier unter #nomakeup zusammen und jeder hat eine Meinung dazu. Ich wiederhole mich:

WTF?!

Wann genau ist es ein politisches Statement geworden, was eine Frau, berühmt oder nicht, mit ihrem Gesicht macht? Wie groß oder wie klein ihre Poren sind? Ich begreife es nicht. Was ich aber noch viel weniger begreife ist, warum es so eine Riesensache ist, wenn eine Frau beschließt, sich nicht mehr zu schminken, es aber total egal ist, ob ein Kerl sich einen Bart stehen läßt oder nicht? An dieser Stelle sollte eigentlich stehen, dass #noshaving bei Kerlen bei weitem nicht so trendet wie #nomakeup. Bis ich gemerkt habe, dass es sich bei #noshaving darum handelt, ob, wann und wie man sich seine Beine rasiert. Facepalm.

Es sind Tage wie diese, an denen ich nicht weiß, was schlimmer ist: Die Tatsache, dass es überhaupt Beachtung findet, ob sich da jemand Farbe ins Gesicht wirft oder nicht oder dass es eine Frau und kein Mann ist, die bzw. der sich irgendwelchen ungeschriebenen Gesetzen nicht unterwirft. Oder einfach die Erkenntnis, dass wir alle so verdammt dekadent sind, dass wir überhaupt einen Gedanken an sowas verschwenden.

 

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Diskussionen, die unsere Eltern nie hatten

Noch mal Olympia. Das ist die einzige Gelegenheit, in der Fernseher hier den ganzen Tag läuft und das nutzt die Brut natürlich aus.

In den letzten Tagen gibt es ja – wieder Mal – heiße Diskussionen über intersexuelle Athleten und wie der Sport damit umgehen sollte. Meine Kinder finden das sehr interessant und wollen Hintergründe. Es sind übrigens Momente wie diese, die ich mir im Gedächtnis aufheben werde, wenn einer der beiden sagt, dass er etwas Bestimmtes in der Schule nicht lernen will, weil er es nie wieder brauchen wird – in den letzten beiden Tagen wünschte ich, ich hätte damals im Bio-Leistungskurs, als wir über die Hormone geredet haben, besser aufgepaßt.

Jedenfalls erkläre ich dem Neunjährigen Östrogen und Testosteron so gut es geht und was Intersexualität ist. Derweil ruft die 13jährige mit der schilddrüsengeplagten Katze auf dem Arm, dass es Zeit für deren tägliche Tablette sei. Plötzlich sieht man das Zimmer von der Lampe, die über dem Kopf des Kurzen aufgeht, hell erleuchtet.

„Mama, die pills, die wir der Katze geben, die sind doch auch Hormone, hast Du mal gesagt. Und wir müssen uns immer die Hände waschen, wenn wir sie gepilled haben, weil die hormons dangerous sind. Heißt das jetzt, dass the cat auch intersexuell ist?“

Nein, mein Schatz, es bedeutet nur, dass ich jetzt weiß, dass Du sehr genau aufpassen kannst, wenn Du willst und ein „Hab ich vergessen.“ aus Deinem Munde gerade ganz rapide an Glaubwürdigkeit verloren hat. Und dass ich mich noch mal intensiver mit den verschiedenen Hormonarten auseinandersetzen muss. Weil ich in der Schule nicht aufgepaßt habe.

Es holt einen doch alles immer irgendwann irgendwie ein.

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Wer hat an der Uhr gedreht?

Aus der Reihe: Dinge, die jeder in seinem Leben mal falsch macht.

Deutschland im Olympiafinale im Beachvolleyball, Kind Nummer Eins will mit Mutter früh aufstehen. Alles klar, kein Problem, das Finale ist um 5 Uhr. Sie hat Weckerdienst und soll Mutter wecken.

Mutter hört heute morgen ihr Handy und findet es schon recht hell. Der Wecker zeigt 5:40. Oh.

Ich hab noch gerade eben den Matchball mitbekommen, die Volleyballerin der Familie ist danach die Treppe runtergestolpert und war rasend enttäuscht. So man totmüde und enttäuscht gleichzeitig sein kann.

Kleiner Trost: Sowas passiert allen mal. Mit Glück aber meist nur einmal.

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Damals wie heute

Als mein Opa in Rente ging, er war Bergmann und damals hörte man mit 55, meist sowieso schon komplett kaputt vom Schuften unter Tage, auf zu arbeiten, da gab es in der alten Heimat einen „Tchibo“. Dort traf er sich an dem Markttagen mit seinen alten Kollegen auf einen Kaffee und da wurde dann die Welt erläutert. Schon damals fand ich das faszinierend – die alten (hallo, ich war knapp vor Teenager) Männer wußten genau, wie die Welt funktionierte, wer die Fehler machte und wie man sie verbessern konnte. Nur leider waren sie sich nie einig. Das politische Spektrum reichte von alten Kommunisten bis hin zu Leuten, die- sagen wir mal – die Propaganda, der sie als Kind ausgesetzt waren, nie ganz los wurden. Es wurde diskutiert, argumentiert, gebrüllt und sich aber nie geeinigt. Und doch  kam früher oder später immer irgendwo ein

„Wobei – da hasse recht!“ und am Ende der Kaffeestunde ging man dann meist noch irgendwo hin auf ein einigendes Bierchen, bevor man sich um 12, wenn der Markt zumachte, mit den Frauen traf, die dann – zumindest in Falle meines Opas – wirklich sagte, wo es lang ging.

Es war faszinierend – das ging zwei Mal die Woche so, über Jahrzehnte.

Letztens war ich in der alten Heimat und setzte mich am Markttag in ein Café um einen Latte zu trinken. Neben mir sassen fünf  Rentner bei Kaffee und Tee und diskutierten, lautstark die Weltlage. Das, was wir so gerne als „Stammtischgequassel“ abtun. Selten hab ich so lange für einen Kaffee gebraucht – es war absolut faszinierend. Es prallten Meinungen aufeinander, es flog auch schon mal die eine der andere liebevolle Beleidigung durch den Raum, aber es wurde nie böse und sie redeten miteinander. Nahmen sich ernst. Das ging so lange, bis die Frauen vom Markt kamen, sich das Ganze kurz anhörten, sich anschauten und man dann nur hörte

„Erwin, es reicht gezz. Geh zahlen und komm. Unser Claudia kommt gleich noch mit den Blagen vorbei.“

Und Erwin stand auf, nahm brav sein leeres Glas mit rein, zahlte und unter

„Bis Mittwoch, Erwin, machet jut. Du auch, Änne!“ zog er von dannen.

Während auch die anderen auf ihre Frauen warteten trank ich meinen mittlerweile kalten Kaffee aus und dachte mir, dass wir uns davon vielleicht alle eine Scheibe abschneiden könnten. Nämlich miteinander zu reden und einander zuzuhören.

Das wäre doch mal was, was die Welt wirklich verbessern würde.

 

 

 

 

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