Life

Und was warst Du?

Ich bin ja nicht nur Bloggerin, nein, ich bin auch in verschiedenen Foren aktiv. Unter anderem auch in einem Eltern-Forum. Dort wird im Moment ausgehend von der Palästinensertuch- und Parkafrage gerade entlarvt, wes Geistes Kind man war – damals. Überschrieben ist das ganze bezeichnenderweise mit dem Titel „An die alten User“ – zu denen ich ganz ohne Frage auch gehöre.

Und wir hatten damals eine Menge (für die Jungspundblogger – Achtung, hier kommt jetzt ein Exkurs in die „gute alte Zeit“. Sicherheitshalber gebe ich mal erklärende Links an) an Richtungen:

Wir hatten die Punks. Zu denen gehörte ich nicht, weil sie a) bunt waren, b) mir ihre Musik zu unmelodisch war und c) ich den Mut, mich mit meinen Eltern zu überwerfen denn doch nicht hatte. Außerdem tranken die Bier und Bier hab ich noch nie gemocht.

Dann hatten wir die Popper. Die wiederum fand ich viel zu spießig und gelackt. So unpolitisch war ich nun wahrlich nicht. Außerdem hatte ich keine Kohle für den Markenfetischismus, der mir bis heute fremd ist. Naja, fast fremd. Wir nähern uns langsam an.

Gothics auch Grufties genannt. Meine beste Freundin Manuela war ein Gruft und mein späterer Ex gehörte auch in die Gruppe. Einige meiner Zeitgenossen meinten ja, ich sei auch so eine. Schwarz war die einzig akzeptable Farbe, eine Seite lang, eine Seite fast abrasiert und diese Klaaaamooooottttttennnnnn. Das fand ich schon cool. Leider mochte ich schon wieder weder die Musik noch die Stimmung dort, zum Lachen ging man in den Keller. Ich war schon beim ersten Zusammentreffen mit einer größeren Gruppe unten durch und als viel zu unpessimistisch und unmorbide abgeschrieben.

Dann gab es noch die Leute um die Antifa. An sich wäre das politisch gesehen meine Gruppe gewesen, aber sie waren mir entschieden zu radikal und zu schmuddelig. Und die Klaaaamooootten!! Ne. Nix für mich. Außerdem hatte ich ein sehr ablehnendes Verhältnis Drogen gegenüber und mochte, wie schon erwähnt, kein Bier. Und die gemäßigte Fraktion war mir zu…zu…oh neeeee!

Dann gab es noch die Skins Zumindest damals waren die meisten von ihnen rechtsradikal und daher eines meiner ersten echten Haßobjekte.

Und mit der aufkommenden Aciiiiiiiiiiid-Techno-Szene konnte ich wegen der Musik schon mal gar nix anfangen. Außerdem kamen die mir vor wie aufgeregte Hühner, bei denen der Fuchs gerade zu Besuch war. Und diese figurunbetonte Kleidung – wieder Nä!

Im Gegensatz zu heute, wo die überwiegende Mehrheit der männlichen Kids in Hosen mit Hintern bis zum Boden, Schlabbershirt und Conehead-BaseCap und die Mädels in Hüftjeans, Bauchfrei auf Deibel komm raus und glattgestriegelten blonden Haaren trägt, eine geradezu wahnsinnige Vielfalt.

Aber hey, das ist nur die Sichtweise einer steinalten Mutter. Und in zwanzig Jahren wird in dem, was nach dem Internet kommt, wieder ein Jetzt-Teenie über die Jungendkultur seiner Zeit auslassen! Deswegen heißen die Dinger auch Jugendkultur – weil wir alten Säcke sie nicht mehr verstehen!

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