Family, Reise

Der Berg ruft lauter

Es gibt ganzganz eindeutige Indizien, die anzeigen „Du bist wieder in Deutschland“. Eines der sichersten ist, wenn Du wieder in Tegel stehst, ein Kind auf dem Arm, das andere sitzt auf dem Kofferwagen in Reichweite und keine Sau kommt auch nur auf die Idee, Dir mal den Koffer vom Band zu hieven. Nein, nein, die Herren standen da in Grüppchen, Hände in den Taschen und schauten angestrengt weg. Leider hatte ich einen grippalen Infekt, sonst wäre mir vielleicht ein passender Kommentar eingefallen. So aber mußte ich zusehen, wie ich Kinder und Koffer und Tasche und Rucksack und MiniBen nicht nur im Auge sondern auch im Arm hatte.

Es ist unglaublich, man könnte mich auf irgendeinem Flughafen unter dem vollständigen Fehlen irgendwelcher Schilder der Welt aussetzen – ich würde jederzeit einen deutschen Flughafen herausfinden. Diese Unfreundlichkeit der Mitmenschen zeichnet uns wirklich aus. Und da schlag ich dann gleich mal den Bogen zu Österreich – dort haben sich die Leute quasi überschlagen mir den Schneejogger aus dem Bus zu hieven. Das kinderfreundliche Restaurant dort hatte diesen Namen zu Recht – mein Sohn hat dort jeden Tag zweimal ein Schlachtfeld hinterlassen, was mit einem „Des paßt scho“ abgetan wurde. Der Schneejogger war ebenso wie die Schlitten kostenfrei. Der Kindergarten nahm zwar offiziell nur Kinder ab 2 Jahren, aber „Ah, geh, geben´S`mia den Bua – mochans amoal an Urlaub füa zwoa Stund“. Jeden Abend durften sich die größeren Kinder an die Bar setzen und bekamen ein Eis – die Bar war dann für Erwachsene je nach Kinderaufkommen gesperrt. Und außerhalb des Hotels, am Berg, wurde auf eine Weise auf die Kinder eingegangen, das war eine Wonne. Wenn ich mit Kind Nummer Zwei da angewackelt kam, um auf Kind Nummer Eins zu warten (und die stolze Mutterbrust zu schwellen), haben sich die Sonnenterassenbesitzer sich fast überschlagen, mir schnell noch einen Liegestuhl so hinzustellen, damit ich den Kinderwagen gut abstellen konnte. Und dabei waren noch nicht mal Kinderskiwochen.

Man merkt, ich bin schwer begeistert und leiste unseren Nachbarn gerade Abbitte von hier bis zur Grenze für meine frühere Denke vom Wiener Gelackten. Klar, natürlich wurde das Hotel und auch die Region für diese Kinderfreundlichkeit bezahlt – aber das Geld würde ich an der Ost- oder Nordsee auch ausgeben. Und käme mir dort mit meinen noch sehr lieben Kindern oft nur geduldet vor.

Und bevor das wieder passiert werden der Autor und ich uns einfach mal einen Bergsee diesen Sommer ansehen – zur Nordsee kann ich immer noch, wenn die Kinder mal aus dem Haus sind. So in 20 Jahren.

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