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Hier sind wir!!!

Der Autor und ich sind ja nicht oft unterschiedlicher Meinung, aber vor zwei Wochen war es doch mal wieder soweit. Thema: Warum gibt es so wenig weibliche Bloggerinnen? Seine These ist, dass es in Deutschland eh weniger Menschen gibt, die schreiben und damit eben auch weniger Frauen. Meine These ist: Es gibt uns sehr wohl – wir werden nur nicht ernst genommen.

Nun ist es, um das mal vorweg zuschicken, eher undankbar in einem Blog darüber zu lamentieren, dass das eigene nicht so beachtet wird wie andere. Man kommt da schnell in die Selbstmitleidsecke. Aber die Frage wird ja nicht nur von mir gestellt – Alphablogger wie Sascha Lobo haben erkannt, dass es neben den Y-chromosomalen Bloggern noch die anderen gibt, die durchaus gut schreiben und wollen ab jetzt ihr Schärflein dazu beitragen, dass es anders wird.

Das ist sehr löblich und wird gerne genommen, die Frage ist nur – warum sind weibliche Blogger weniger präsent als männliche? Warum gibt es kaum Bloggerinnen auf den Podien der Republik? Ich weigere mich zu glauben, dass die Fähigkeit gut zu schreiben mit dem Geschlecht zusammen hängt. Auch nicht, mit der Art des Schreibens. Ich denke eher, der Punkt ist, *was* wir schreiben.

Wenn man sich zum Beispiel die Blogcharts anschaut, dann ist dort unter den ersten 100 anderem Caro von Draussen nur Kännchen zu finden. Grob gesagt, ist es ein Handarbeitsblog – und im übrigen einem, dass ich trotz Nählegasthenie schon seit immer auf der Blogroll habe, aber das nur am Rande. Hand-ar-beit. Nichts, womit sich in ordentlicher Männerrunde auf einem Podium Staat machen läßt. Und davon gibt es unglaublich viele – von den Handarbeitsblogs. Sie fallen als „Weiberkram“ komplett durchs Raster. Genauso wie Kochblogs, wenn sie nicht gerade von – männlichen – Spitzenköchen geschrieben wurden. Oder Modeblogs – es sei denn sie werden von 13jährigen Amerikannerinnen gemacht.

Also können alle weiblichen Themen bitte mal rausgehen, was soll die Öffentlichkeit damit? Womit wir auch gleich bei Blogs wie diesem hier wären. Die Familie, das Do…aber soweit kommen wir schon gar nicht mehr. Familie. Mami-Blog. Ganz klar. Und tschüss! Wer interessiert sich schon das Geseiere von irgendwelchen frustrierten Müttern. Das geht gar nicht. Im Gegensatz dazu interssiert anscheinend sehr wohl, was irgendwelche Leute, die meist keine Kinder haben, über selbige schreiben – und die werden noch bezahlt dafür. Merke: Man darf über Dinge wie Kinder schreiben, wenn man sie nicht hat. Hat man sie und somit praktische Erfahrung, ist man leider aussen vor.

Und dann ist man auch automatisch nicht qualifiziert, über was anderes zu schreiben. Das Dorf und die Welt werden – nicht nur bei mir – dann gerne übersehen. Es paßt einfach nicht in eine Schublade. In den USA ist das übrigens anders – da gibt es eine ganze Liste von Social Media Conferences for Mom-Bloggers. Und hier? Nix, wir taugen hier noch nicht mal dazu, dass man mit uns Geld macht.

Natürlich gibt es noch viele weitere Gründe, alte Seilschaften, patriarchalische Strukturen, die aus dem analogen ins digitale Leben hineingetragen werden ist nur einer davon. Was ich eigentlich damit sagen will, ist folgendes:

Lamentiert nicht, dass es uns nicht gibt. Überlegt nicht, was ihr tun könnt, damit mehr Frauen ins Netz und damit in die Bloggersphäre kommen. Macht einfach nur die Augen auf und seht uns. Und seid dann so ehrlich und sagt, was ihr schreibt, interessiert uns nicht. Das ist ja das Schöne am Netz, ich muß nur das annehmen, was ich will. Aber hört einfach auf, uns zu ignorieren, weil wir nicht das schreiben, was ihr gerne haben wollt.

Ich jammere ja auch nicht, dass es so wenige Männer gibt, die sich im Netz darüber auslassen, wie man Kaminglas wirklich sauber bekommt. Wobei – wenn mir das jemand sagen könnte, egal ob Männlein oder Weiblein – ich wäre da schon sehr interessiert.

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