Life

Das bißchen KiTa

Ich war gestern bei meinem jährlichen Pflichttermin. Das hört sich jetzt ungeliebt und gezwungen an, ist er aber nicht, der Termin. Er ist selbst auferlegt und dient dazu, Dinge wieder in die richtige Perspektive zu rücken. Und so gehe ich jedes Jahr in meiner Eigenschaft als Mutter und als sachkundige Einwohnerin dieses Ortes in unsere KiTa. Einen Tag lang und da bastele, backe oder tu das, was gerade nötig ist mit den Kids. Gestern haben wir die Aufbauten für den Wagen für die Feuerwehrparade gebaut, aber das war nur ein netter Nebeneffekt – jeder der mich kennt, der weiß, wie sehr ich mich gegen alles wehre, was auch nur ansatzweise mit kreativem Werken zu tun hat.

Daher passe ich denn auch nicht in das Klischee der Supermami, die immer und überall immer hier schreit, wenn im Kindergarten und der Schule was zu tun ist. Also dem Typ Mutter, auf den von den ach so coolen Müttern herabgesehen wird, weil sie anscheinend kein eigenes Leben haben. Nein, ich tue das aus mehreren, aber anderen Gründen.

Als Mutter, weil ich einfach sehen will, was genau da in der KiTa abgeht. Mein Kind ist am Tag mindestens sechs Stunden da, meist noch etwas länger, da will ich wissen, wie die Erzieherinnen mit den Kindern ausserhalb der elternintensiven Zeit des Hinbringens und Abholens mit den Kinder umgehen. Wie ein Morgenkreis funktioniert, wie das Mittagessen schmeckt, wie die Angebote laufen und wie die Kinder untereinander miteinander umgehen. Und – sehr erhellend für wirklich jedes Elternteil – wie das eigene Kind dort ist. Ich habe gestern wieder Dinge gesehen, die einige Eltern mit

„Mein Kind tut sowas nicht!“ rundweg abstreiten. Kinder tun sowas – ja. Und zwar auch das eigene Kind – ohja. Wobei „sowas“ in etwa alles sein kann, was man als Elternteil niemals von seinem eigenen Kind erwartet hat. Im Positiven wie im Negativen. Plus: Da das Ausstanzen von Glitzersternchen oder das Malern von Weihnachtsschlitten geistig nicht unbedingt so anspruchsvoll sind, dass man nicht noch ein Gespräch führen könnte, bekommt man viel mit, warum Dinge so laufen, wie sie es tun. Wie Konzeptionen im Einzelnen umgesetzt werden. Und wie Gerüchte über eine KiTa zustande kommen, die einen komplett plausiblen Hintergrund haben.

Als sachkundige Einwohnerin habe ich mir die Arbeitsbedingungen der Erzieherinnen und der Kinder angeschaut. Wie praktikabel ist das Haus, wie das Arbeitsklima. Wie ist das Haus ausgerüstet, wie sehen die Rückzugsmöglichkeiten für die Erzieher aus? Wie die für die Kinder? Es ist schlicht etwas völlig anderes, ob ich in meiner Sitzung im Ratssaal sitze und mir vom täglichen Arbeitsleben von einer Angestelltengruppe, über die ich gleich beraten soll, berichten lasse oder ob ich es selbst live gesehen habe. Ich kann ganz anders einschätzen, ob angesprochene Dinge nun wirklich ein Problem sind oder objektiv gesehen, sagen wir mal, nicht ganz so gravierend sind.

Ich jedenfalls fand den Tag gestern wieder sehr anstrengend, aber für mich mit sehr vielen neuen Erkenntnissen.

Mein Kind ist immer noch in der für ihn richtigen KiTa.
Erzieherinnen sind auch nur Menschen, die die Fehler, die Eltern verbocken nur mildern aber nicht ausbügeln können.
Die meisten Kinder helfen in der KiTa wesentlich mehr mit, als wie sie es zuhause tun.
Der Lärmpegel über den Tag verteilt ist absolut unglaublich.
Das Essen in unserer KiTa ist sehr gut, der Tee weniger.
Niemand ist so ein Bastellegastheniker, als das er nicht doch noch für einfache Handlangerarbeiten gebraucht werden kann.
Kinder sind unglaublich stolz, wenn Mama oder Papa oder beide mal einen Tag dabei sind.

Womit ich übrigens nicht sagten will, dass ich das öfter als einmal im Jahr brauche – einmal reicht absolut. Ganz bestimmt

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